Was ist Karawanentee?
Tee kann heutzutage recht schnell und einfach per Schiff, Flugzeug oder auch Güterzug in alle Ecken der Welt transportiert werden. Das war jedoch nicht immer so. Vor einigen Jahrhunderten musste Tee noch auf beschwerlichen Fußwegen mit Lasttieren von China nach Europa gebracht werden. Aus genau dieser Zeit stammt auch der sogenannte Karawanentee. Was genau es mit diesem Tee auf sich hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die Geschichte hinter Karawanentee
Fälschlicherweise gehen viele davon aus, dass es sich bei Karawanentee um eine bestimmte Tee Sorte handelt. Tatsächlich ist Karawanentee aber als Überbegriff zu verstehen, der alle Tees meint, die damals per Karawane nach Europa gebracht wurden. Dabei handelte es sich hauptsächlich um chinesischen Tee von höherer Güteklasse, den man über die Seidenstraße transportierte. Interessanterweise kamen bei diesen Karawanen nur sehr selten Kamele oder Dromedare als Lasttiere zum Einsatz. Viel häufiger brachte man den Tee auf Pferden oder Maultieren nach Europa und auch menschliche Träger waren keine Seltenheit.
Jetzt sind natürlich lose Teeblätter nicht allzu einfach zu transportieren. Deswegen presste man den Tee meist in Ziegelform. Von diesen Teeziegeln wurde dann bei Bedarf einfach ein Stück abgebrochen. Noch heute gibt es einige Tee Sorten wie beispielsweise den Pu Erh Tee, die als Ziegel verkauft werden. Aufgrund der geografischen Nähe war Karawanentee zu Beginn hauptsächlich in Russland beliebt, weshalb ein Synonym für diese Tees auch Russischer Tee lautet. Heutzutage ist mit diesem Begriff zudem auch eine Teemischung gemeint, die sich aus Oolong Tee, Keemun oder auch Rauchtee zusammensetzen kann.
Die erste Karawane mit Tee soll übrigens 1618 nach Russland gekommen sein und wird einem Mann namens Wassili Starkow zugeschrieben. Als dieser aus China zurückkehrte, hatte er 200 Kisten mit Tee im Gepäck, die als Geschenk für den Zaren dienen sollten. Während dieser Karawanentee noch über die Seidenstraße transportiert wurde, kamen im Laufe der Jahrhunderte noch weitere Routen dazu. Diese erfolgten durch die Mongolei und über Sibirien und erstreckten sich bis an das Schwarze Meer und die Ostsee.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn, was den Anfang vom Ende des klassischen Karawanentees darstellte. Denn als diese 1916 fertiggestellt wurde, konnte der Tee den Transportweg, der sonst mehrere Wochen oder gar Monate gedauert hätte, innerhalb von rund sechs Tagen zurücklegen. Der Tee konnte an sofort also deutlich schneller, einfacher und vor allem günstiger nach Russland transportiert werden, was die Karawanen nach Hunderten von Jahren schließlich überflüssig machte.
Wie schmeckt Karawanentee?
Der Grund, warum Tee per Karawane transportiert wurde, war, dass der Transport per Schiff oftmals unschöne Spuren am Tee hinterließ. Schuld daran waren der hohe Salzgehalt und die Feuchtigkeit, die bei einer längeren Seefahrt unausweichlich sind. Diese veränderten den Geschmack des Tees und sorgten somit dafür, dass dessen Qualität abnahm.
Anders sah es da schon beim Transport über den Landweg aus. Hier war der Tee deutlich weniger Feuchtigkeit ausgesetzt. Allerdings ging auch diese Transportmethode nicht spurlos am Tee vorüber. So kam der Tee regelmäßig mit Lagerfeuer, die nachts entzündet wurden, in Kontakt und erhielt dadurch eine rauchige Note. Die hat der Karawanentee heutzutage übrigens noch immer – auch wenn er eigentlich überhaupt nicht mehr per Karawane transportiert wird. Das liegt daran, dass moderner Karawanentee über dem offenen Feuer getrocknet und geräuchert wird, sodass er weiterhin den Geschmack von längst vergangenen Zeiten beibehält. Dieser Rauchtee wird traditionell in China hergestellt und erfreut sich auch heute noch weltweiter Beliebtheit.