Was ist ein Teekultivar?
Äpfel und Weine entstehen beispielsweise aus Kultivaren, im Unterschied zum Tee ist es dort jedoch die Apfel- beziehungsweise die Rebsorte. Die wohl bekanntesten Sorten dieser beiden Gattungen sind der Granny Smith und natürlich der Riesling. Und so gibt es auch bei der Teepflanze unterschiedliche Sorten. Doch was genau ist ein Kultivar? Wo liegt der Unterschied zur Varietät? Welchen Sorten werden in den einzelnen Teeländern am häufigsten angebaut? Wir klären auf!
Pflanzengattung – die Varietät
Insgesamt gibt es bei der Teepflanze zwei Varietäten. Sie sind sozusagen die Obergruppe, woraus die unterschiedlichen Kultivare entstanden sind bzw. gezüchtet werden. Die beiden Varietäten sind die Camellia Sinensis var. Sinensis, auch als Chinasaatpflanze bezeichnet und die Camellia Sinensis var. Assamica, auch als Assamstrauch bekannt. Der Chinastrauch besitzt ein feineres Aroma als die indische Varietät und ist deutlich widerstandsfähiger. Aus diesem Grund wird die Chinasaatpflanze in Asien häufig in größeren Höhen angebaut. Im Gegensatz zu den Assampflanzen ist das Wachstum langsamer und auch der Ertrag geringer. Durch das langsamere Wachstum bringt der Chinastrauch jedoch auch bessere Teequalität hervor.
Camellia Sinensis – das Kultivar
Egal ob schwarzer Tee, grüner Tee, weißer Tee oder Oolong Tee, alle werden aus derselben Stammpflanze hergestellt – der Camellia Sinensis. Innerhalb dieser Pflanzengattung gibt es jedoch, ebenso wie beim Wein die Rebsorten, verschiedene Teepflanzen die durch Kreuzung oder natürliche Selektion aus den beiden Varietäten entstanden beziehungsweise gezüchtet wurden. Auf diese Weise entstehen Kultivare die unempfindlicher gegen tropisch, feuchtes Klima sind oder widerstandsfähiger gegen tiefe Temperaturen. Weltweit wurden bisher mehr als 500 Kultivare gezüchtet.
Bereits im alten China wurde damit begonnen die ersten Tee-Kultivare zu züchten und etwa seit den 50er Jahren wurden immer mehr Pflanzen gekreuzt, um ihre Resistenzen, die Qualität und den Ertrag zu steigern. Mittlerweile gibt es in Japan und Taiwan sogar eigens für die Erforschung und Züchtung neuer Kultivare eingerichtete Forschungsstationen. Der Großteil der heutigen Teeproduktion entsteht aus den unterschiedlichen Teekultivaren.
Die bekanntesten Teekultivare
Je nach Klima, Terroir und den jeweiligen Länderspezifischen Geschmacksvorlieben, werden in jedem Land unterschiedliche Teepflanzen für den Teeanbau bevorzugt.
Japan
Der bekannteste und beliebteste Kultivar in Japan ist beispielsweise Yabukita. Die Pflanze ist äußerst robust, auch gegen Frost, erzielt einen hohen Ertrag, verleiht dem grünen Tee einen frischen und grasigen Geschmack und besitzt ein ausgeprägtes Umami.
Taiwan
In Taiwan ist die am häufigsten verwendete Sorte Qing Xin, was so viel bedeutet wie „grünes Herz“. Das Kultivar entwickelt ein feines Aroma und erzeugt sehr hohe Qualitäten da es langsamer wächst als andere. Hauptsächlich wird diese Sorte bei hochwertigen Hochlandtees verwendet.
Indien
Da der Teeanbau in Indien noch relativ jung ist, wird noch nicht lange an neuen Kultivaren geforscht. Es existiert keine große Pflanzenvielfalt, da die meisten Anbaugebiete stark spezialisiert sind und sich auf die oft hohen Erträge der Assamica Varietät verlassen.
China
Das Geburtsland des Tees besitzt eine schier unendliche Vielfalt an unterschiedlichsten Kultivaren. Im Gegensatz zu Japan und Taiwan werden die Kultivare in China nicht für bestimmte Gebiete gezüchtet, sondern explizit für Teesorten. Für den Grüntee Long Jing oder den Schwarztee Souchong werden daher die gleichnamigen Kultivare angebaut.
Andere Länder
In Thailand oder Vietnam werden fast ausschließlich die Kultivare aus Taiwan oder China verwendet. Dadurch erhofft man sich dieselbe Qualität zu produzieren und somit höhere Preise auf dem Markt erzielen zu können. In Laos werden hingegen nur wenig Kultivare verwendet, da dort uralte, wilde und bis zu 10 Meter hohe Teebäume stehen, welche für die Teeproduktion geerntet werden.