Tschanara – der erste Teegarten in Deutschland
Die Ursprüngliche Heimat der Teepflanze Camellia sinensis liegt in Laos, Myanmar und Südchina. Dank vielen Jahrhundertern und in manchen Fällen sogar Jahrtausenden der Kultivierung ist es ihr jedoch gelungen, sich in viele weitere Gefilde auszubreiten. Dazu zählen zum Beispiel Indien, Afrika, Neuseeland – und Deutschland. Ja, richtig gelesen. Auch in Deutschland wird Tee angebaut. Und zwar in Tschanara, Deutschlands erstem Teegarten. Die spannende Geschichte hinter diesem Projekt erfahren Sie in diesem Beitrag.
Nach Kölnisch Wasser nun auch Kölnisch Tee
Der Teegarten Tschanara, dessen Name sich aus den koreanischen Wörtern „tscha“ für „Tee“ und „nara“ für „Land“ zusammensetzt, liegt mitten in Nordrhein-Westfalen, um genau zu sein in dem etwa 20 km von Köln entfernten Örtchen Odenthal-Scheuren. Tschanara besteht bereits seit 1999 und wurde von Wolfgang Bucher und seiner Frau Haeng ok Kim gegründet – beides leidenschaftliche Teeliebhaber. Während zunächst nur Teesträucher aus Südkorea in Tschanara angebaut wurden, haben sich inzwischen auch Teepflanzen aus Sikkim, Holland, England und natürlich auch Japan und China dazugesellt. Waren die ersten Anbauversuche noch auf den eigenen Garten beschränkt, so erstreckt sich der Teegarten mittlerweile auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern.
Diese Teesorten werden in Tschanara hergestellt
Bei Tschanara handelt es sich um ein Projekt aus Leidenschaft. Zwar wird dort tatsächlich Tee produziert, jedoch fällt die Menge mit etwa 3 Kilogramm pro Jahr eher gering aus. Das Ehepaar spezialisiert sich dabei hauptsächlich auf die Herstellung von grünem Tee. Seit einigen Jahren beschäftigen sie sich jedoch auch mit der Produktion von Oolong Tee und schwarzem Tee. Die Ernte und Verarbeitung der Teeblätter erfolgt dabei in Handarbeit und wird alleine von dem Ehepaar übernommen.
Die in Tschanara produzierten Tees sind äußerst sanft und mild. So zeichnet sich der grüne Tee durch einen blumig-frischen Charakter aus, während der schwarze Tee von eher süßen Noten durchzogen ist. Auch der dort hergestellte Oolong Tee ist sehr weich und ausgewogen im Geschmack.
Bis die ersten Tees aus Tschanara im Fachhandel erhältlich sind, wird wohl oder übel noch etwas Zeit vergehen. Das Ehepaar hat gerade mit der Identifikation von für die Teeherstellung geeigneten Pflanzen begonnen – und ist dabei zu einem interessanten Ergebnis gekommen. Denn hier hat sich gezeigt, dass Teepflanzen, obwohl sie aus ein und demselben Cultivar entstammen, oftmals komplett unterschiedliche Tees hervorbringen. Dieses Phänomen hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Teepflanzen aus Samen gezogen werden. Zwar gehören sie dann dem gleichen Cultivar an, unterscheiden sich aber genetisch. Dies wiederum kann zu geschmacklichen Unterschieden beim fertigen Tee führen. Zieht man die neuen Teepflanzen dagegen aus Stecklingen, so gleichen die neuen Pflanzen in allen Aspekten ihrer Mutterpflanze. Folglich bleiben damit auch Geschmack und Qualität des Tees gleich.
Auch wenn es wahrscheinlich noch eine Weile dauern wird, bis Teeanbau auch in Deutschland im großen Stile betrieben wird, liefert der Teegarten Tschanara den klaren Beweis – Tee aus Deutschland ist definitiv möglich.