Die Geschichte des Tees in Japan
Japan ist bei Teefreunden vor allem für seine äußerst hochwertigen grünen Tees bekannt. Etwa 100.000 Tonnen Tee produziert das Land pro Jahr. Zu den bekanntesten Sorten gehören die Alltagstees Sencha und Bancha aber auch der edle Gyokuro und der feine Matcha. Doch Tee ist in Japan nicht nur ein Getränk. Er ist ein echtes Kulturgut, dem eine lange Geschichte vorausgeht.
Wie der Tee nach Japan kam
Seine heutige Teekultur hat Japan dem Einzug des Buddhismus zu verdanken. In China war Tee bereits seit dem 12. Jahrhundert vor Christus bekannt und spätestens seit dem 8. Jahrhundert nach Christus herrschte in dem Land eine blühende Teekultur. Etwa um diese Zeit war es auch, als China und Japan zum ersten Mal miteinander in Kontakt traten. Der Buddhismus war eine in beiden Ländern weit verbreitete Religion und viele japanische Mönche machten sich zu Studien- und Ausbildungszwecken auf den Weg nach China – wo sie auch mit Tee in Berührung kamen.
In den dortigen Tempeln waren Anbau, Herstellung und Konsum von Tee schon lange Zeit fester Bestandteil des Alltags der Mönche. Schon damals wurde die belebende und wachmachende Wirkung des Heißgetränks aktiv genutzt. Der Tee half dabei, während der meist mehrere Stunden andauernden Meditation wach und konzentriert zu bleiben. Die in den Meditationsphasen oftmals einsetzende Müdigkeit war ein Problem, für das die japanischen Mönche bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Lösung kannten. Umso begeisterter waren sie dann natürlich von dem vermeintlichen Wundermittel. Bei ihrer Rückkehr in die heimatlichen Gefilde hatten viele der japanischen Mönche daher neben jede Menge neuem Wissen auch Samen der Teepflanze im Gepäck. Schon bald wuchsen die ersten Teesträucher in den Gärten der japanischen Köster.
Ein Liebling des Kaisers
Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird Tee in der 840 nach Christus erschienenen japanischen Chronik „Nihon Koki“. Laut dieser soll im Jahre 815 nach Christus ein Mönch namens Eichu dem Kaiser Saga während eines Besuchs in einem Tempel einen Becher mit Tee angeboten haben. Der Kaiser war von dem Getränk hin und weg und lies die Pflanzen daraufhin auch im Garten seines Palastes anbauen. Somit begann in Japan die Kultivierung des Tees.
Bis der Tee in allen Bevölkerungsschichten angekommen war, sollte es jedoch noch eine Weile dauern. Der Genuss des Getränks war lange Zeit ausschließlich der höfischen Elite, buddhistischen Mönchen und hochrangigem Militärpersonal erlaubt.
Vom Teekuchen zum Matchapulver
Bei den ersten japanischen Grüntees handelte es sich um sogenannten „Dancha“. Bei dieser Teesorte werden Teeblätter gedämpft, anschließend zerkleinert und zu guter Letzt in Kuchenform gepresst. Um den Tee zuzubereiten, musste man zuerst ein Stück aus dem Teekuchen brechen. Dieses wurde dann entweder mit heißem Wasser übergossen oder über dem Feuer aufgekocht. Oft wurde der Tee auch noch mit weiteren Zutaten verfeinert. Dazu konnten zum Beispiel die Schalen von Früchten verwendet werden, aber auch Gewürze und in manchen Fällen sogar Zwiebeln. Alternativ brühte man auch einfach die frischen Teeblätterdirekt auf. Aufgrund seiner längeren Haltbarkeit setzte sich der Dancha Tee jedoch schon bald gegen diese Methode durch. Wie dieses Urgestein wohl geschmeckt haben muss, das ist leider nicht überliefert.
Im 12. Jahrhundert hielt dann der noch immer in Japan geläufige Matcha Tee Einzug. Das feine Teepulver kam in China schon seit dem 9. Jahrhundert nach Christus zum Einsatz. Der japanische Mönch Eisai stieß während einer Reise durch China in einem Kloster auf diese besondere Art der Teezubereitung. Wieder in Japan angekommen brachte er die Kunst der Matcha-Zubereitung den Schülern seines eigenen Klosters bei. Von dort aus verbreitete sich die Kunde über den neuartigen Tee im ganzen Land.
Die Rückkehr zum Blatt-Tee
Das Matchapulver wurde entweder aus den noch frischen oder lediglich getrockneten, sonst aber unbehandelten Teeblättern hergestellt. Deshalb hielt sich seine Haltbarkeit meist in Grenzen. Eine längerfristige Lagerung war kaum möglich.
Ein Zenmeister aus China, ein Mann namens Ingen Ryuki, war es, der den Japanern schließlich im 17. Jahrhundert die inzwischen in China geläufige Zubereitungsmethode für grünen Tee näherbrachte. Dort war der Matcha nämlich bereits nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit geraten und man goss die Teeblätter erneut einfach nur mit heißem Wasser auf.
In den nächsten hundert Jahren wurde die Herstellung von grünem Tee von den Japanern immer mehr perfektioniert. Mitte des 18. Jahrhunderts entstand schließlich die auch heute noch angewandte Herstellungsmethode, bei der die Teeblätter gewelkt, gedämpft und gerollt werden.
Tee prägt noch immer den Alltag
Die Ankunft des Tees in Japan liegt nun schon beinahe eintausend Jahre zurück. An Bedeutung verloren hat das Getränk während dieser Zeit nicht. Noch immer ist der Teegenuss fest im Alltag vieler Japaner verankert. So findet man sich auch heute noch zu Teezeremonien zusammen, die sich in ihrem Ablauf seit hunderten von Jahren nicht verändert haben – angefangen beim Teegeschirr über das verwendete Matchapulver bis hin zur Art der Zubereitung.
Die japanische Teegeschichte ist zwar deutlich kürzer und schneller erzählt, als der Werdegang des Tees in China, jedoch hat das leckere Heißgetränk das Land umso stärker geprägt. Und daran wird sich auch in den nächsten hundert Jahren nichts ändern.