Die Geschichte des Tees in China
China ist das Mutterland allen Tees. Man nimmt an, dass das Heißgetränk dort vor etwa fünftausend Jahren seinen großen Auftritt hatte. Ein Moment, der die Kultur des Landes nachhaltig prägen sollte. Das beweisen auch die zahlreichen Mythen und Legenden, die sich um seine Entdeckung ranken und von denen man sich auch heute noch erzählt. Doch mindestens genauso spannend wie diese Legenden ist auch die wahre Erfolgsgeschichte des Wundersuds aus Fernost. Und von genau dieser handelt der folgende Beitrag.
Vom kaiserlichen Tribut zum Nationalgetränk
Im 12. Jahrhundert vor Christus begann man in China mit dem Kultivieren der Teepflanze. Ziel der Sache war dabei jedoch nicht etwa die Verköstigung der breiten Masse. Im Gegenteil, Teekonsum war nur den höchstens Instanzen des kaiserlichen Hofes vorbehalten. Einige Quellen berichten sogar von höfischen Beamten, deren einzige Funktion in der Zubereitung von Tee lag.
Erstmals zugänglich für die normale Bevölkerung wurde Tee während der Han-Dynastie, welche die Zeit von 206 vor Christus bis 8 nach Christus umfasste. Vorreiter war hier die Provinz Sichuan. Auf den dortigen Märkten stand der Tee zum allerersten Mal zum freien Verkauf. Seine wahre Popularität sollte der Tee jedoch erst nach zwei weiteren Jahrhunderten erreichen. Und ab dem 7. Jahrhundert nach Christus war das Heißgetränk in China dann wirklich in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Beginn der Teekultur
Die stetig wachsende Beliebtheit des Tees inspirierte zahlreiche Gelehrte dazu, Abhandlungen über das Aufgussgetränk zu verfassen. Das „Cha Ching“, zu Deutsch das „Klassische Buch vom Tee“, gilt heutzutage als Pionierwerk. Verfasst wurde es im 8. Jahrhundert nach Christus von einem Mann namens Lu Yu. In seinem Werk befasst sich der Teemeister nicht nur mit der Geschichte und der Herstellung von Tee, sondern beschreibt auch die richtige Zubereitungsweise und Trinksitten.
Das Cha Ching verbreitete sich rasend schnell in ganz China und diente als Katalysator für die Entwicklung der heutzutage dort herrschenden Teekultur. Auf Lu Yus Buch sollten noch viele weitere Werke folgen, in denen die Kunst des Teetrinkens immer weiter ausgebaut wurde. So rückte der Aspekt des Genusses mit der Zeit immer mehr in den Vordergrund. Es ging fortan darum, dem Tee seinen bestmöglichen Geschmack zu entlocken. Am Hofe des Kaisers beginnt sich eine frühe Form des Teerituals auszuprägen.
Die Teekultur festigt sich
Mönche waren es, die in den darauffolgenden Jahrhunderten für die weitere Verbreitung des Tees sorgten. In der Song-Dynastie von 960 bis 1279 vor Christus wurden in den Städten die ersten Teehäuser eröffnet. In diesen tummelten sich schon bald begeisterte Teetrinker aus allen Bevölkerungsschichten. Die Teehäuser baten eine gute Gelegenheit, um sich über Philosophie und das Weltgeschehen auszutauschen oder unterhaltsamen Geschichten zu lauschen. Aber natürlich war auch der Tee selbst ein beliebtes Gesprächsthema. So unterhielt man sich gerne über dessen Qualität, die besten Herstellungsmethoden oder das kunstvoll gestaltete Teegeschirr.
Etwa zeitgleich mit den Teehäusern trat auch das Porzellan zum ersten Mal in China auf.
Tee wird zum Kunstobjekt
Während der rund 300 Jahre andauernden Ming-Dynastie war das Land von immer wiederkehrenden politischen Unruhen geprägt. Hohe Beamte und Adelige wurden entmachtet und das alleinige Entscheidungsrecht auf den Kaiser übertragen. Das Land wurde zu einem Überwachungsstaat, in dem die Bevölkerung in ständiger Angst vor der höfischen Geheimpolizei lebte. Besonders das gebildete Bürger- und Beamtentum litt sehr unter dieser Unterdrückung. In diesen stürmischen Zeiten wandelte sich das Teetrinken immer mehr vom geselligen Zeitvertreib hin zum spirituellen Ritual. Durch die rituelle Zubereitung von Tee erhoffte man sich, zu Ruhe und innerer Einkehr zu finden.
Zur gebildeten Bevölkerungsschicht gehörten auch zahlreiche Maler, Schriftsteller und andere Künstler. Die große Bedeutung, die sie Tee in ihrem Alltag beimaßen, zeigt sich in vielen während der Ming-Dynastie entstandenen Werken. So gehören Freunde, die miteinander Tee trinken, zu den beliebtesten Bildmotiven aus dieser Zeit. Und auch zahlreiche in der Ming-Dynastie verfasste Bücher haben den Tee als zentrales Thema.
Expansion ins Ausland
War der Tee schon seit vielen Jahrhunderten fest in der Kultur Chinas verwurzelt, so gelang es ihm, während der Quing-Dynastie nun auch im Ausland Fuß zu fassen. In Europa erfreute sich das Heißgetränk innerhalb kürzester Zeit größter Beliebtheit und mehr und mehr Tee wurde aus China in unsere Breitengrade exportiert. Damit zusammenhängend stieg auch die Nachfrage nach Porzellan erheblich an, denn das edle Teegeschirr war bei der europäischen Oberschicht besonders gerne gesehen.
Auch heute ist Tee noch immer ein fester Bestandteil der chinesischen Kultur und nicht aus dem Alltag wegzudenken. Mehr als 2,5 Millionen Tonnen Tee werden inzwischen pro Jahr in dem Land produziert. Überwiegend handelt es sich dabei um grünen Tee, aber das Land bringt auch zahlreiche schwarze und weiße Tees und sehr edlen Oolong Tee hervor.