Tee und Buddhismus – wie hängt das zusammen?
In vielen asiatischen Ländern ist der Genuss von Tee fest mit buddhistischen Praktiken verwoben. Tatsächlich blicken Tee und Buddhismus auf eine sehr lange und traditionsreiche gemeinsame Geschichte zurück. Wie genau diese beiden Dinge zusammenhängen, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.
Der um etwa 500 vor Christus in Indien lebende Prinz Siddharta Gautama, der später fast nur noch unter seinem Ehrentitel „Buddha“ („Erleuchteter“) bekannt war, gilt als der Begründer des Buddhismus. Nach seinem Tod verbreiteten sich seine Lehren immer weiter und gelangten im Laufe der Jahrhunderte so auch über die Seidenstraße nach China.
Es gibt bis heute keine einfache und eindeutige Erklärung dafür, warum genau der Tee zuerst China und dann schließlich einen Großteil der Welt im Sturm eroberte. Allerdings geht man davon aus, dass die Einführung und Verbreitung der buddhistischen Lehre in China eine dabei eine Rolle gespielt haben soll.
Wu Li Zhen
Laut einer Legende soll ein buddhistischer Mönch namens Wu Li Zhen verantwortlich für den Siegeszug des Tees gewesen sein. Dieser soll sich im ersten Jahrhundert vor Christus auf Pilgerreise in Indien befunden und von dort die erste Teepflanze nach China gebracht haben. Zudem wird ihm auch das Anlegen des ersten Teegartens in China zugeschrieben. Vorher wurden Teeblätter hauptsächlich von wilden Pflanzen geerntet und dann als bitter schmeckender Aufguss getrunken, der oftmals auch als Suppe bezeichnet wurde. Das Kultivieren der Teepflanzen in Gärten ermöglichte es, den Geschmack der Teepflanze zu verfeinern und zu verbessern.
Die Pflanzen, die damals von Wu Li Zhen kultiviert wurden, sind unter dem Namen Gan Lu bekannt, was übersetzt „Süßer Morgentau“ bedeutet. Dieser Tee ist heute in ganz China bekannt und berühmt.
Bodhidharma
Eine andere Legende besagt, dass die Teepflanze aus den Augenlidern von Bodhidharma, dem Begründer des Zen-Buddhismus, hervorgegangen sein soll. Bodhidharma reiste von Indien nach China und begab sich dort in einem Shaolin Tempel neun Jahre lang in tiefste Meditation. Während dieser Meditation begann der Heilige irgendwann wegzudösen, sodass ihm plötzlich die Augen zufielen.
Ohne zu zögern soll sich Bodhidharma daraufhin die Augenlider abgeschnitten haben, um beim Meditieren niemals mehr abgelenkt zu sein. Dort, wo die Augenlider den Boden berührten, wuchsen Teepflanzen, die Bodhidharma Energie spenden und ihn somit bei der Meditation unterstützen sollten.
Tee aus der Yunnan Provinz
Die Provinz Yunnan gilt als die Heimat der wilden Teepflanzen, während in der Sichuan Provinz die ersten kultivierten Teepflanzen gewachsen sein sollen. Durch genau diese beiden Provinzen führte auch die Route von Indien nach China.
Fast alle Tee Sorten aus dieser Zeit sind nach Bergen benannt, wo oftmals auch große buddhistische Klöster angesiedelt waren. Die Rolle, die Buddhismus in den asiatischen Teekulturen gespielt hat, ist zu vergleichen mit der Rolle des Katholizismus in der Wein-Geschichte Europas. Beiden Getränken ist eine große rituelle Signifikanz beizumessen, die schlussendlich zu deren weiter Verbreitung gesorgt hat.
Die Klöster
Genauso wie in den katholischen Klöstern Europas reger Weinanbau betrieben wurde, war der Anbau von Tee ein Bestandteil vieler buddhistischer Klöster in Asien. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Anbau und Herstellung von Tee durch die buddhistischen Mönche immer weiter verfeinert und weiterentwickelt. Daraus gingen dann später die verschiedenen Tee Sorten wie grüner Tee, weißer Tee oder Oolong Tee hervor.
Buddhistische Klöster waren weitaus mehr als bloß die Wohnstätte eines religiösen Ordens. Die Klöster waren zudem Schulen, Universitäten, Pilgerstätten oder auch Krankenhäuser. Die Klöster sahen also tagtäglich die unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen kommen und gehen. Und genau diese Menschen kamen dann mit dem Tee in Kontakt, den die Mönche zur Unterstützung während der Meditation tranken.
Zu Zeiten der Tang Dynastie (618 – 907 nach Christus) war der Buddhismus fest in der chinesischen Kultur etabliert. Besonders beliebt war der sogenannte Chan-Buddhismus, zu dessen Geboten auch der zeremonielle Genuss von Tee gehört. Tee wurde beispielsweise bei der An- oder Abreise von hochrangigem Klosterpersonal, Versammlungen oder auch vor Beginn und am Ende von Pilgerreisen getrunken.
Laut der buddhistischen Lehre soll Tee nicht nur zur Erfrischung des Körpers, sondern auch des Geistes dienen. Das rituelle Zubereiten und Trinken von Tee wurde als ein Anlass für spirituelles Zusammenleben gesehen. Auch heute noch gehen traditionelle Teezeremonien in China und Japan mit genau diesem Gedanken einher.