Wahr oder falsch – Tee macht weniger wach als Kaffee
Kaffee oder Tee? Das ist hierzulande eine ewige Streitfrage, die sogar schon ganze Familien zerrüttet haben soll. Für eingeschworene Teetrinker ist Kaffee nichts anderes als ein „bitterer Bohnensaft“, während Tee von vielen Kaffeetrinkern dagegen als „langweiliges Blätterwasser“ tituliert wird. Zudem bekommt man auch oft die Aussage „Von Tee werde ich einfach nicht richtig wach.“ zu hören. Aber macht Tee tatsächlich weniger wach als Kaffee? Das erklären wir in diesem Beitrag.
Warum machen Kaffee und Tee überhaupt wach?
Sowohl Kaffee als auch Tee, vorausgesetzt natürlich er besteht aus den Blättern der Teepflanze, enthalten beide Koffein. Den Stoff bilden der Kaffeestrauch und die Teepflanze selbstverständlich nicht uns zuliebe aus, sondern als Schutzmechanismus vor Fressfeinden. Das Koffein soll also eigentlich dafür sorgen, dass Blätter und Früchte nicht von Käfern und anderen Insekten angeknabbert werden. Dass wir davon wach werden, ist also nichts Weiteres als ein netter Nebeneffekt.
Aber im Grunde genommen macht uns Koffein überhaupt nicht wach, sondern sorgt lediglich dafür, dass wir langsamer müde werden. Denn das Koffein setzt sich an den Rezeptoren in unserem zentralen Nervensystem fest und blockiert diese zeitweise. Dadurch kann der Botenstoff Adenosin, der bei uns Müdigkeit auslöst, temporär nicht mehr dort andocken. Als Folge setzt dann auch keine Müdigkeit ein. Wird das Koffein abgebaut, dann wird auch der Platz wieder für das Adenosin freigegeben. Der Botenstoff kann sich an die Rezeptoren binden und wir werden müde.
Wie hoch ist der Koffeingehalt in Tee im Vergleich zu Kaffee?
Wenn es hier um den Vergleich zwischen einer einzelnen Kaffeebohne und einem einzelnen Teeblatt geht, dann hat hier der Tee ganz klar die Nase vorn. Denn während eine Kaffeebohne zwischen ein und zwei Prozent Koffein enthält, kommt ein einzelnes Teeblatt auf bis zu fünf Prozent Koffein.
Wenn es dagegen um das fertige Getränk geht, so hat hier der Kaffee einen höheren Koffeingehalt. 100 Milliliter Kaffee enthalten zwischen 40 und 70 Milligramm Koffein. Auf 100 Milliliter Tee kommen dagegen „lediglich“ 30 bis 50 Milligramm Koffein. Das liegt daran, dass für eine Tasse Kaffee deutlich mehr Kaffeebohnen beziehungsweise Kaffeepulver benötigt werden als für Teeblätter für eine Tasse Tee. Der genaue Koffeingehalt eines Tees hängt von der jeweiligen Tee Sorte ab.
Von den „echten“ Tees hat schwarzer Tee den höchsten Koffeingehalt, gefolgt von Oolong Tee und grünem Tee. Das Schlusslicht bildet weißer Tee, der aber natürlich dennoch über eine wachmachende Wirkung verfügt. Aber auch teeähnliche Erzeugnisse, also alle Aufgussgetränke, die keine Teeblätter enthalten, können koffeinhaltig sein. So können 100 Milliliter Mate Tee bis zu 80 Milligramm Koffein enthalten.
Wirkt Koffein in Tee anders als Koffein in Kaffee?
Tatsächlich wirkt das in Tee enthaltene Koffein auf eine andere Weise als das in Kaffee enthaltene Koffein. Denn die wachmachende Wirkung setzt bei Kaffee wesentlich schneller ein als bei Tee. Daher kommt auch der Mythos, Tee würde weniger wach machen als Kaffee.
Bei Kaffee braucht es gerade einmal 10 bis 20 Minuten, bis das Koffein von Magen und Dünndarm aufgenommen wird. Und ist es erst einmal dort absorbiert, gelangt es in Windeseile in unseren Blutkreislauf. Dementsprechend schnell beginnt es natürlich dann auch zu wirken. Allerdings wird das in Kaffee enthaltene Koffein auch wieder recht schnell abgebaut. Das Ergebnis ist dann der sogenannte Koffein-Crash. Die Wirkung des Koffeins lässt nach und wir fühlen uns plötzlich noch müder als vor dem Kaffee.
Bei Tee ist das Koffein an Gerbstoffe gebunden und muss erst im Darm von diesen gelöst werden. Deshalb dauert es hier etwas länger, bis die Wirkung einsetzt. Da das Koffein erst nach und nach freigesetzt wird, wirkt Koffein hier nicht so stark auf einmal und hält dafür aber auch wesentlich länger an. Wer die Wirkung von Kaffee gewöhnt ist, kann deshalb das Gefühl bekommen, das in Tee enthaltene Koffein würde schwächer wirken. Das Koffein in Tee wird dafür aber auch langsamer abgebaut, sodass der Koffein-Crash hier ausbleibt.