Die türkische Teekultur
Wie viele andere Länder auch, so verfügt die Türkei ebenfalls über eine ausgeprägte Teekultur. Alles Wissenswerte rund um die türkische Teekultur erfahren Sie in diesem Beitrag.
So kam der Tee in die Türkei
Tee, in der Landessprache „Cay“ genannt, ist ein fester Bestandteil des türkischen Alltags. Man trinkt ihn dort rund um die Uhr und zu jeder Gelegenheit. Doch obwohl Tee in der Türkei einen so hohen Stellenwert hat, ist die dortige Teekultur noch verhältnismäßig jung.
Ursprünglich war Kaffee das Nationalgetränk der Türkei. Dieser wurde zum größten Teil aus dem Jemen in die Türkei importiert. Im Jemen liegt die Stadt Mokka, die als frühe Kaffee-Metropole gilt. Als sich der Jemen jedoch im Zuge der Unabhängigkeitserklärung abspaltete, wurde Kaffee plötzlich zu einer hochpreisigen Importware, die sich nur noch wenige leisten konnten. Man musste sich also auf die Suche nach einem Ersatz für die türkische Bevölkerung begeben.
Bereits 1890 experimentierte man in der Türkei mit dem Anbau von Tee. In der Nähe der Stadt Bursa unternahm man zwei Anbauversuche. Da dort sehr trockenes Klima herrscht, schlugen diese beiden Versuche jedoch fehl. 1917 unternahm man deshalb eine Expedition in das Nachbarland Georgien, wo schon seit einigen Jahren Teeanbau betrieben wurde. Dort sammelte man praktische Erfahrung im Anbau von Teepflanzen und startete einen weiteren Versuch – dieses Mal am Schwarzen Meer direkt an der georgischen Grenze. Dort herrschten die perfekten klimatischen Bedingungen für den Anbau von Tee.
Rize – das berühmteste türkische Tee-Anbaugebiet
1924 wurde beschlossen, dass die Stadt Rize zum Hauptanbaugebiet für türkischen Tee werden sollte. Nach einem weiteren Beschluss aus den 1930er Jahren wurde dort schließlich der komplette Eigenbedarf an türkischem Tee angebaut und produziert. In den Jahren 1937 bis 1940 begann man deshalb mit dem Import von Teesetzlingen aus dem benachbarten Georgien.
Noch heute stammt mit rund 65% ein Großteil des türkischen Tees aus Rize. Neben Rize gibt es noch vier weitere Anbaugebiete. Drei davon befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Rize. Sie tragen die Namen Trabzon, Ordu und Giresun und sind mit einem Produktionsanteil von zwanzig beziehungsweise drei Prozent deutlich weniger ertragreich. Das letzte Anbaugebiet namens Artvin liegt weiter landeinwärts und bringt etwa zehn Prozent des türkischen Tees hervor.
Große Teegärten sind in der Türkei eher selten. Stattdessen handelt es sich in der Regel um kleine bis mittelgroße Gärten, die von einer Familie geführt werden. Gemeinsam werden so jährlich ca. 190.000 Tonnen Tee produziert. Das macht die Türkei zum fünftgrößten teeproduzierenden Land der Welt. Es werden jedoch nur sehr geringe Mengen an Tee in andere Länder exportiert, da etwa 160.000 Tonnen des dort produzierten Tees für den Eigenbedarf genutzt werden.
Bei dem in der Türkei produzierten Tee handelt es sich überwiegend um schwarzen Tee. Die meisten Teebauern in Rize gehören dem Volk der Lasen an. Dabei handelt es sich um eine Volksgruppe, die ursprünglich im südlichen Kaukasus beheimatet war. Die von ihnen bewohnte Region, oftmals auch unter dem Namen Lasistan bekannt, beginnt an der Küste des Schwarzen Meeres bei Rize und reicht bis nach Batumi, das in Georgien liegt. Vor Beginn des Teeanbaus gab es dort nur wenige Verdienstmöglichkeiten, sodass die Region von Armut geprägt war. Aufgrund des Teeanbaus hat sich der Lebensstandard der Lasen jedoch deutlich erhöht.
Die türkische Teezeremonie
Die türkische Teezeremonie weist einige erstaunliche Parallelen zur russischen Teezeremonie auf. So kommt auch hier ein Teeautomat, Semaver genannt, zum Einsatz, der im Prinzip genauso wie der Samowar funktioniert. Der Tee wird ebenfalls aus Teekonzentrat zubereitet, das mit heißem Wasser verdünnt wird.
Der Tee wird nicht aus Tassen getrunken, sondern in tulpenförmigen Gläsern serviert. In diese werden zuerst das Teekonzentrat und anschließend das heiße Wasser gegeben. Das Verhältnis zwischen Konzentrat und Wasser bleibt dabei dem persönlichen Geschmack des Teetrinkers überlassen.
Türkischer Tee wird ausschließlich mit Zucker verfeinert getrunken. Milch und Sahne kommen dagegen nicht zum Einsatz. Tee ist in der Türkei ein Symbol für Gastfreundschaft und Gemütlichkeit. Gästen wird bei Betreten des Hauses meist sofort ein Glas Tee angeboten. Den Tee abzulehnen, gilt in diesem Fall als Beleidigung.