Wann begann die maschinelle Herstellung von Tee?
Tee war lange Zeit ein teures Luxusgut, das sich nur die Oberschicht leisten konnte. Dabei spielten gleich mehrere Faktoren eine Rolle. Denn zum einen gestaltete sich der Transport von Tee damals recht umständlich und kostete damit auch jede Menge Geld. Zum anderen erfolgte die Produktion von Tee komplett in Handarbeit, was auch nicht gerade billig war. Das änderte sich langsam, aber sicher, als die Teeproduktion industrialisiert und modernisiert wurde. Wie genau es dazu kam, erfahren Sie in diesem Beitrag.
In Indien fing alles an
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Herrschaft der East India Company, die Indien seit dem 17. Jahrhundert fest im Griff hatte, immer weiter zu zerbrechen, bis sie schließlich vollständig an die britische Krone abgegeben wurde. Zahlreiche Beamte in Indien standen nun plötzlich ohne Job da und hatten die Wahl – nach England zurückkehren und dort hinter einem Schreibtisch versauern oder in Indien bleiben und dort das Glück versuchen. Diejenigen, die sich für Option 2 entschieden, stiegen oftmals in die Teeproduktion ein. Denn diese galt nicht nur als lukratives Geschäft, sondern auch als eine für die Oberschicht angemessene Berufung.
Tee war zu dieser Zeit in Indien noch ein recht neues Geschäft. Denn der größere und kommerzielle Anbau von Tee gelang dort erst in den 1830ern. Indien und dabei vor allem die Region Assam erlebte einen regelrechten Tee-Boom mit allen zugehörigen Höhen und Tiefen. Viele der neu gegründeten Teeplantagen verschwanden so schnell wieder, wie sie gekommen waren und die Unternehmer, denen es gelang, sich durchzusetzen, konnten sich fest und dauerhaft im Teegeschäft etablieren.
Tee in Handarbeit
Die Art und Weise, wie Tee damals hergestellt wurde, hatte sich seit Jahrhunderten nicht verändert. Jeder einzelne Arbeitsschritt wurde per Hand vorgenommen – von der Ernte der Teeblätter bis zum Verpacken des Tees in Kisten. Kurzum, der gesamte Prozess war äußerst umständlich und langwierig. Zudem war eine große Anzahl an Arbeitern nötig, um eine ausreichend große Menge an Tee zu produzieren, die der Nachfrage aus Großbritannien gerecht wurde. Es war also dringend Zeit für einen Wandel.
Inspiration durch Unglück
1871 fuhr ein Dampfschiff gerade auf dem Brahmaputra, als es plötzlich auf einer Sandbank auf Grund lief. Da es eine Weile dauern sollte, das Boot wieder fahrtüchtig zu machen, empfahl der Kapitän seinen Passagieren, von Bord zu gehen und die umliegende Landschaft zu erkunden. Unter den Passagieren befanden sich an diesem Tag auch die beiden Brüder John und William Jackson. Die Jackson-Brüder hatten eine Teeplantage in Assam besucht und waren gerade auf dem Rückweg nach England.
Auf Ihrer Erkundungstour stießen die beiden Brüder auf eine Dampfmaschine, die besonders William, dessen Herz für Maschinerien aller Art schlug, begeisterte. Auf der Dampfmaschine war der Hersteller Marshall Sons & Company angegeben. William notierte sich dessen Adresse und kontaktierte den Hersteller direkt nach der Ankunft in England.
Die Gebrüder Jackson gaben dort eine dampfbetriebene Teeroll-Maschine in Auftrag, die sie selbst entworfen hatten. Die Maschine konnte das Rollen der Teeblätter in vielfacher Geschwindigkeit und identischer Qualität zur Handarbeit erledigen. Kurze Zeit später brachten die Gebrüder auch eine Maschine auf den Markt, die die Teeblätter automatisch und deutlich effizienter trocknen konnte. Dies hatte zur Folge, dass Tee immer günstiger wurde und sich damit in Großbritannien zu dem Volksgetränk entwickelte, als das es heute bekannt ist.