Die Erntezeiten von Tee und ihr Einfluss
First Flush, Second Flush, In-betweens und Autumnals – jeder, der schon einmal einen Teeladen betreten hat, wird bereits über diese Begriffe gestolpert sein. Gemeint sind mit diesen kryptisch anmutenden Begrifflichkeiten die vier verschiedenen Erntezeiten der Teepflanze. Was genau es damit auf sich hat und wie sie sich auf den jeweiligen Tee auswirken, das erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.
In einigen Anbauregionen kann aufgrund des dort herrschenden konstanten Klimas das ganze Jahr über geerntet werden. In anderen Ländern dagegen erfolgt die Ernte saisonal. Dazu gehören auch China, Indien und Japan. Hier wird zwischen Frühjahr und Spätherbst geerntet. Das zu diesen Erntezeitpunkten herrschende Wetter hat Auswirkungen auf das Wachstum der Teepflanze. Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung oder Luftfeuchtigkeit entscheiden maßgeblich über Geschmack, Geruch und Tassenfarbe eines Tees.
Schwarzer Tee – auf die Jahreszeit kommt es an
First Flush
Auf diesen Begriff stößt man besonders oft bei schwarzen Tees aus den indischen Anbauregionen Assam und Darjeeling. Gemeint ist hiermit die erste Ernte der Saison, die Ende Februar beginnt und bis Mitte April andauert. Zu diesem Zeitpunkt sprießen gerade erst die ersten zarten Triebe an der Teepflanze.
First Flush Schwarztee ist ein insgesamt sehr milder und frischer Tee, durchzogen von blumigen Noten und mit einer meist hellen Tassenfarbe. Einen Darjeeling der ersten Ernte erkennt man an seinem frühlingshaft-floralen Geschmack und der goldgelben Farbe seines Aufgusses. Bei Assam Tee ist hier in manchen Fällen noch zusätzlich eine zarte Fruchtnote vorhanden. Gerade wegen seines äußerst feinen Aromas sollte First Flush Tee am besten pur oder höchsten mit ein bisschen Zitronensaft verfeinert getrunken werden. Milch oder Zucker würden den sanften Geschmack nur übertönen und bis zur Unkenntlichkeit verfälschen.
Die Erträge halten sich bei First Flush Tee meist in Grenzen, weshalb hochwertige Darjeeling oder Assam Tees aus der Frühjahrsernte oft sehr hohe Marktpreise erzielen können.
In-betweens
In-betweens werden auch als „Überbrückungstees“ bezeichnet, da sie in der Zeit zwischen der Frühlings- und der Sommerernte geerntet werden, also in der Zeit von Ende April bis Mitte Mai. Geschmacklich vereinen sie die Aromen von First und Second Flush Tees miteinander, sind jedoch meist von niedrigerer Qualität als während den Hauptsaisonen gepflückter Tee. Deshalb werden sie auch nur selten pur verkauft. Stattdessen findet man sie oft in Teemischungen wieder. Mit In-betweens sind ebenfalls in den meisten Fällen schwarze Tees aus Indien gemeint.
Second Flush
Second Flush Tees werden zur Sommersaison geerntet, die sich von Mitte Mai bis Ende Juni erstreckt. Nun sind die Blätter der Teepflanze voll ausgewachsen. Second Flush Tee zeichnet sich durch seinen kräftigen und gehaltvollen Geschmack und eine eher dunklere Tassenfarbe aus.
Darjeeling Tee aus der Sommerernte verfügt über ein weitaus würzigeres und vollmundigeres Aroma als Vertreter aus erster Ernte. Hinzu kommt ein meist bernsteinfarbener und sehr schön anzusehender Aufguss, der einen kräftigen Duft verströmt. Während der Sommersaison erhält auch der Assam Tee seinen bei vielen Teefreunden beliebten würzig-malzigen Geschmack und die für ihn typischen goldfarbenen Blattspitzen, auch „Gold Tips“ genannt.
Second Flush Tees können problemlos pur getrunken oder aber auch mit Milch oder Sahne und Kandis verfeinert werden. Das ist reine Geschmackssache.
Autumnals
In der Zeit zwischen Oktober und Dezember neigt sich die Erntesaison langsam aber sicher dem Ende zu. Nun erfolgt in Indien die letzte Ernte des Jahres, die sogenannten Autumnals. Assam und Darjeeling Tee aus dieser Saison ist dem First Flush Tee in Aroma und Aufgussfarbe nicht unähnlich. Jedoch ist der Anteil an Gerbsäuren geringer, weshalb sie über einen sanfteren und lieblicheren Geschmack verfügen, der von einer dezenten herbe durchzogen ist. Aufgrund der langen Wachstumsphase der Teeblätter haben Autumnals ein sehr rundes und ausgereiftes Aroma. Gerade deshalb schmecken sie sehr gut mit Milch und Honig verfeinert.
Grüner Tee – je früher, desto besser
Die hochwertigsten grünen Tees stammen aus Japan. Dort erstreckt sich die Erntezeit von April bis September. Je nach Zeitpunkt der Ernte teilt man hier den Tee in vier Kategorien ein – Shincha, Ichibancha, Nibancha und Sanbacha.
Shincha
Shincha ist eine Zusammensetzung aus den japanischen Wörtern „Shin“ für „Neu“ und „Cha“ für „Tee“. Mit ihm ist der allererste Tee des Jahres gemeint, der innerhalb der ersten Tage der beginnenden Erntesaison gepflückt wird. Shincha zählt zu den geschmacklich intensivsten grünen Tees. Sein Aroma ist frühlingshaft-frisch und von einer angenehmen Süße durchzogen. Von diesem Tee kommen pro Jahr nur sehr geringe Mengen auf den Markt. In Japan, wo ein regelrechter Kult um ihn betrieben wird, ist er deshalb meist bereits innerhalb eines Tages ausverkauft.
Ichibancha
Ichibancha bedeutet ins Deutsche übersetzt in etwa so viel wie „erster Tee“. Bei ihm handelt es sich um den eigentlichen Tee der ersten Ernte, die zwischen April und Mai stattfindet. Tees aus dieser Ernte gelten als die hochwertigsten Vertreter ihrer Art. Sie haben einen sehr angenehmen und milden Geschmack, der meist von einer grasig-herben Note begleitet wird.
Nibancha
Bei Nibancha handelt es sich, wie sein Name schon vermuten lässt, um während der zweiten Haupternte gepflückten Tee. Diese findet im Juni und Juli statt. Die um diese Zeit herrschenden höheren Temperaturen sorgen für ein schnelleres Wachstum der Teeblätter. Das resultiert in einem deutlich weniger ausgereiften und nuancenreichen Geschmack im Vergleich zum Ichibancha. Dennoch kann auch Nibancha sehr hochwertig sein.
Sanbancha
Sanbancha wird während der letzten Ernte der Saison gepflückt, die sich über August und September erstreckt. In der Hitze des Sommers wachsen die Teeblätter im Rekordtempo heran. Deshalb ist auch das Aroma von Senbancha um einiges weniger ausgeprägt und fein.