Teeanbau auch in Deutschland möglich?
China ist das wohl größte und auch älteste Teeanbaugebiet der Welt. Von dort aus hat sich der Tee zuerst nach Japan, anschließend nach Indien und Sri Lanka und zu guter Letzt auch nach Afrika ausgebreitet. Die meisten der hierzulande erhältlichen grünen und schwarzen Tees stammen aus diesen Gegenden. Zu den weniger bekannten Anbaugebieten gehören Russland und die Türkei, was vor allem daran liegt, dass der Tee dort hauptsächlich für den Eigenbedarf produziert wird. Auch in England wächst die Teepflanze inzwischen, nämlich auf Gut Tregothnan – der einzigen Teeplantage auf den britischen Inseln. Aber wie sieht es eigentlich in Deutschland aus? Lässt sich Tee auch in unseren heimatlichen Gefilden anbauen? Dieser Frage wollen wir im folgenden Beitrag auf den Grund gehen.
Freiburg – nach badischem Wein nun auch badischer Tee?
Ja, Sie haben richtig gelesen. In der im Schwarzwald gelegenen Stadt Freiburg wird in der Tat Tee angebaut. Oder besser gesagt – man versucht sich seit 2014 am Anbau von Tee. Durchgeführt wird dieses abenteuerlich anmutende Projekt von dem Landwirt Erin Wagner und dem Gärtner Werner Hanser. Anstoß dazu gab die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und der chinesischen Stadt Qingdao. Die Freiburger machten Qingdao 250 junge Weinreben zum Geschenk und erhielten im Gegenzug von den Chinesen 75 Kilogramm Teepflanzen-Samen. Doch während der chinesische Wein wächst und gedeiht, hat der badische Tee noch immer mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen.
Aller Anfang ist schwer
Im Juli 2014 starteten Wagner und Hanser einen ersten Anbauversuch. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Nur etwa ein Drittel der Pflanzensamen keimte aus. Grund dafür war ein starker Dauerregen, der die Felder überschwemmte. Die wenigen zarten Teepflänzchen zeigten kaum Wachstum, dafür umso mehr gelbe Blätter und gingen bereits nach kurzer Zeit ein. Auch der zweite Versuch lief nicht gerade besser. Statt in einem saftigen Grün zu erstrahlen, hatten die Blätter eine unschöne braune Farbe und auch diese Pflanzen waren nur von kurzer Dauer.
Woran genau diese Misserfolge nun lagen, das konnte aber keiner sagen. Der in Qingdao angebaute Tee unterschied sich in seinem Aussehen nicht wirklich von den Freiburger Teepflanzen – mit der Ausnahme, dass der Großteil der chinesischen Teepflanzen überlebte.
2016 – der erste Erfolg
Doch Aufgeben war für Wagner und Hanser keine Option. 2016 starteten die beiden ihren dritten Versuch und endlich wurde ihre Hartnäckigkeit belohnt. 2500 kleine Teepflanzen zählen die deutschen Teebauern mittlerweile zu ihren Schützlingen.
Bis man hierzulande den ersten badischen Tee trinken kann, werden aber noch einige Jahre vergehen. Etwa fünf Jahre muss eine Teepflanze wachsen, bis ihre Blätter zum ersten Mal geerntet und zu Tee weiterverarbeitet werden können.
Tschanara – Teeanbau seit 1999
In Nordrhein-Westfalen befindet sich der Teegarten Tschanara. Das ganz in der Nähe der Metropole Köln gelegene Pilotprojekt wird von Wolfgang Bucher und seiner Ehefrau Haeng ok Kim betreut. Das von einer gemeinsamen Faszination für Tee verbundene Ehepaar baut schon seit 1999 Tee in Deutschland an – zuerst im eigenen Garten und später dann auf eine Fläche von 2.500 Quadratmetern. Hier tummeln sich Teepflanzen aus China, Japan, Südkorea, Nepal und Indien. Doch das Ehepaar beschäftigt sich nicht nur mit dem Anbau, sondern auch mit der Herstellung von Tee. Diese fällt mit rund drei Kilogramm pro Jahr zwar noch etwas gering aus, erfolgt dafür aber ausschließlich in Handarbeit. Produziert wird in Tschanara hauptsächlich grüner Tee. Das Ehepaar experimentiert aber auch schon seit einiger Zeit mit der Herstellung von schwarzem Tee und Oolong.
Teeanbau ist in Deutschland also wirklich möglich. In welchem Ausmaß und ob sich das Vorhaben wirklich lohnt, das wird sich jedoch erst in ein paar Jahren zeigen. Wer weiß, vielleicht können wir schon bald echten Freiburger Grüntee in unserem Onlineshop anbieten.