Wahr oder falsch – weißer Tee hat wenig Koffein
Noch immer glauben viele Leute, dass weißer Tee von allen Tee Sorten über den niedrigsten Koffeingehalt verfügt. Das liegt zum einen an der hellen Tassenfarbe und dem leichten Geschmack des Tees und zum anderen auch daran, dass weißer Tee oftmals auch als besonders koffeinarm beworben wird. Allerdings ist es gar nicht so einfach, eine pauschale Aussage über den Koffeingehalt von weißem Tee zu treffen. Denn der Koffeingehalt eines Tees wird von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt, sodass dieser bei verschiedenen weißen Tees auch komplett unterschiedlich hoch ausfallen kann.
Was ist weißer Tee eigentlich?
Weißer Tee wird aus den jüngsten Blättern der Teepflanze Camellia Sinensis hergestellt. Bei weißem Tee handelt es sich um die Tee Sorte, die nach der Ernte am wenigsten weiterverarbeitet wird, weshalb der Tee geschmacklich äußerst fein und leicht ist. Diese Tee Sorte besteht ausschließlich aus den noch ungeöffneten Blattknospen und den allerjüngsten Blättern der Teepflanze, die immer zu Beginn des Frühjahrs (März bis April) geerntet werden. Nach der Ernte lässt man die Blätter lediglich welken und anschließend schonend in der Sonne trocknen, wodurch die Oxidation der Blätter unterbunden wird.
Einer der Hauptfaktoren, der darüber entscheidet, ob aus einem Tee ein weißer Tee, grüner Tee, schwarzer Tee oder Oolong Tee wird, ist die Oxidation. Bei diesem Vorgang reagieren die Inhaltsstoffe in den Teeblättern mit dem umliegenden Sauerstoff, was dazu führt, dass diese sich dunkel verfärben und ihren Geschmack verändern. Schwarzer Tee ist am stärksten oxidiert, gefolgt von Oolong Tee. Bei grünem Tee und weißem Tee wird dieser Prozess dagegen unterbunden, wodurch die Teeblätter ihre helle Farbe und ihren frischen Geschmack beibehalten.
Auch das Alter der verwendeten Teeblätter spielt bei weißem Tee eine wichtige Rolle. Hier werden nur zarte und junge Blattknospen und Blätter verwendet, die mit einem feinen weißen Flaum überzogen sind. Durch die besonders schonende Verarbeitung bleibt dieser Flaum auch noch beim fertigen Tee erhalten, wodurch er seinen Namen erhält.
Die Herkunft von weißem Tee
Wann genau der weiße Tee erfunden wurde, ist ein gerne debattiertes Thema. Fest steht, dass auch die Wurzeln dieser Tee Sorte in China liegen. Laut einigen Quellen wurde weißer Tee bereits zu Zeiten der Song-Dynastie (960 – 1279 nach Christus) produziert. Andere Quellen gehen dagegen von einem deutlich späteren Datum aus und siedeln die Erfindung des Tees irgendwann im 17. Oder 18. Jahrhundert an.
Der erste weiße Tee wurde in der südchinesischen Provinz Fujian hergestellt, die für viele äußerst hochwertige Tees bekannt ist. Noch heute stammen zahlreiche edle und berühmte Tees aus Fujian – darunter auch viele weiße Tees.
Wovon hängt der Koffeingehalt in Tee ab?
Ein wichtiger Faktor, der über den Koffeingehalt in Tee bestimmt, ist natürlich zunächst einmal die Teepflanze selbst. In den folgenden Fällen können die Teeblätter einen höheren Koffeingehalt haben:
- Für den Tee werden junge Blätter und Blattknospen verwendet.
- Für den Tee werden die Blätter der Camellia Sinensis var. Assamica verwendet, die von sich aus über einen höheren Koffeingehalt verfügt.
- Teepflanzen, die über Stecklinge gezeugt wurden, haben oftmals einen höheren Koffeingehalt als aus Samen gezogene Pflanzen.
- In den Jahren, in denen Teepflanzen besonders schnell wachsen, prägen diese auch mehr Koffein aus.
Auch die Art und Weise, wie Sie den Tee zubereiten, kann den Koffeingehalt beeinflussen. So wird bei der Cold Brew Methode beispielsweise deutlich weniger Koffein abgegeben, als wenn der Tee mit heißem Wasser aufgegossen wird. Auch die Dosierung der Teeblätter und die Ziehzeit wirken sich auf die Menge an Koffein aus. Aus diesem Grund ist es schwer zu sagen, welche Tee Sorte über den höchsten Koffeingehalt verfügt. So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein weißer Tee, der unter spezifischen Bedingungen hergestellt und zubereitet wird, einen höheren Koffeingehalt hat als ein schwarzer Tee – auch wenn Schwarztee generell meist mehr Koffein enthält. Um den genauen Koffeingehalt eines Tees zu kennen, muss man also die genauen Umstände kennen, unter denen er gewachsen ist und verarbeitet und zubereitet wurde.
Wie sieht es denn jetzt mit dem Koffeingehalt von weißem Tee aus?
Weißer Tee ist deutlich leichter sowohl in Geschmack als auch in Aussehen als oxidierte Tees, wodurch bei vielen der Eindruck entstehen kann, der Tee wäre generell „schwächer“. Das mag zwar bei einigen weißen Tees der Fall sein, jedoch nicht bei allen. So gibt es in Fujian tatsächlich einige weiße Tees, die über einen äußerst niedrigen Koffeingehalt verfügen, wodurch sich der Mythos auch heute noch hartnäckig hält. Das gilt allerdings eben nur für einige weiße Tees und nicht alle. Denn mit Tee verhält es sich schlussendlich ähnlich wie mit Wein. Auch Tee kann sehr verschieden sein, sogar innerhalb einer Tee Sorte. Faktoren wie Anbauregion, Temperatur, Klima, Höhenlage, Teepflanzen-Cultivar und Ernte- und Verarbeitungsmethode entscheiden über die Eigenschaften des fertigen Tees. Verschiedene Verarbeitungsmethoden können zudem auch Geschmack und Koffeingehalt eines Tees beeinflussen.
Da weißer Tee aus den jungen Blättern und Knospen der Teepflanze besteht, kann der Koffeingehalt dieser Tee Sorte sogar recht hoch ausfallen. Das liegt daran, dass gerade die jungen Blätter besonders viel Koffein ausbilden. Denn Koffein dient der Pflanze als Schutz vor Fressfeinden wie beispielsweise Insekten, die die empfindlichen jungen Blätter anknabbern möchten. Dass der Stoff auf uns eine wachmachende Wirkung hat, ist eigentlich nur ein schöner Nebeneffekt und nicht wirklich Sinn der Sache.
Tatsächlich ist der Koffeingehalt von weißem Tee pauschal nicht geringer als bei anderen Tee Sorten und kann sich je nach Tee zwischen 6 Milligramm und 75 Milligramm Koffein pro Tasse bewegen. Damit ähnelt sein Koffeingehalt dem von grünem Tee, der 12 bis 75 Milligramm pro Tasse betragen kann. Oolong Tee enthält im Schnitt zwischen 50 und 75 Milligramm Koffein und schwarzer Tee ist mit 40 bis 120 Milligramm der Spitzenreiter. Weißer Tee kann es also problemlos mit anderen Tee Sorten aufnehmen und deren Koffeingehalt sogar übersteigen.
Fazit
Im Vergleich zu anderen Tee Sorten hat weißer Tee also nicht unbedingt einen niedrigeren Koffeingehalt. Zur Kategorie weißer Tee zählen viele unterschiedliche Tees, die alle aus unterschiedlichen Anbauregionen stammen und auf unterschiedliche Weise hergestellt wurden. Zusammen mit der Art, wie Sie den Tee bei sich zu Hause zubereiten, hat dies Auswirkungen auf den Koffeingehalt Ihres Tees.
Weißer Tee kann damit ebenso gut wach machen wie andere Tee Sorten auch. Als schwangere oder stillende Person und auch in den Abendstunden ist bei weißem Tee daher Vorsicht geboten.